Die darauffolgende Nacht verbrachte ich im Bus nach Coca. Von dort ging es ca. 45 Minuten mit dem Motorkanu am Rio Napo zur Yarina-Lodge, die wunderschön mitten im Regenwald des Amazonas-Tieflandes liegt. Zuerst fassten wir Gummistiefel aus, ohne die geht hier gar nichts. Oft marschierten wir durch Sümpfe und Wassergräben, an Baumstämmen und Lianen klammernd, und wenn man nicht aufpasste, versank man bis über die Knie im Sumpf. Ich schaffte es natürlich auch einmal und am letzten Tag verlor ich das Gleichgewicht und landete mit dem Hinterteil im Wasser und Dreck.
Wir waren eine kleine, buntgemischte Gruppe aus sieben Sprachschülern und 4 ecuadorianischen Lehrern, wobei ich einen Lehrer ganz für mich allein hatte. Das war ein großer Vorteil, denn ich konnte meine Stunden sehr flexibel in Anspruch nehmen. Ich lernte den Regenwald auch von seiner wörtlichen Seite kennen. Es gab fast täglich ordentliche Gewitter mit schweren Regengüssen, die mehrere Stunden anhielten und für ein entsprechend schwüles Klima sorgten. Denn kurz nach dem Regen wird es wieder unglaublich heiß. Trotzdem habe ich keinen einzigen Mückenstich, aber dafür eine halbe Flasche "No-Bite" verbraucht. Ein Geheimtipp meiner Gastgeberin ist auch nicht schlecht: Babyöl mögen die Mosquitos auch nicht. Das habe ich fürs Gesicht verwendet. Während des Regens hatte ich meine Spanisch-Lektionen und den Rest der Zeit verbrachte ich mit Dschungel-Exkursionen, für die Hängematte blieb da nicht viel Zeit, und um 18.30 Uhr wird es schon dunkel. Strom gab es nur von 18-22 Uhr. Oft fuhren wir mit den kleinen Kanus aus, die kleinen Flussläufe entlang oder zu einer Lagune. Einmal besuchten wir eine Indio-Familie in ihrer einfachen Hütte und übten uns im Blasrohr-Schießen. Darin bin ich ganz geschickt, wie ich feststellen konnte, traf gleich zweimal genau die Mitte.
Wir sahen Baumgiganten, Pflanzen, die man bei uns nur aus der Gärtnerei kennt und viele exotische Tiere (Insekten, Vögel, Frösche, eine kleine Giftschlange) und Taranteln, die mitten in der Lodge leben. Eine nistete im Bananenbund, der zur freien Entnahme am Eingang hing und eine lebte im Dach und ließ sich immer mal wieder blicken. Wenn sie sich nicht bedroht fühlen, sind sie ganz harmlos und krabbeln auf dir herum.
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