Langstreckenläufer, Tennisprofi, Kilimandscharo-Bezwinger - und armes Würstchen mit dabei!
Aber im Nachhinein kann ich sagen, ich hab mich tapfer geschlagen, war immer mit dabei, auch wenn zwei von ihnen mir auf steilen Bergstücken, v.a. in großer Höhe, schon 15-20 Minuten abnahmen und meine Pausen dadurch etwas kürzer ausfielen. Wir waren eine der schnellsten Gruppen, schafften alle Etappen (teils weit) unter der angegebenen Zeit und die Burschen waren richtig stolz, dass wir alle unser ganzes Gepäck selber trugen und keine Wanderstöcke benutzten, wie die meisten anderen. Irgendwie stand das für mich dann gar nicht zur Debatte, mein Gepäck einem Träger zu übergeben, obwohl es vorher so schien, als ob alle das machen würden. Die Träger waren für Essen und Campingausrüstung zuständig und ich wäre gar nicht auf die Idee gekommen, einen Teil meiner Ausrüstung abzugeben. Beim Aufstieg auf die Pässe haben sich die 10-12kg (je nach Wasservorräten) schon angehängt, aber geschadet hat´s mir nicht. Ich fühl mich so fit wie schon lange nicht mehr. Außerdem habe ich sicher einiges an Muskelmasse auf- und Fettreserven abgebaut. Als ich am Weg dann die anderen Gruppen beobachtete, war ich heilfroh, nicht in so einer Großgruppe mit den typischen deutsch-österreichischen Touristen gelandet zu sein.
Das Wetter meinte es wirklich gut mit uns, es regnete nur einmal nachts und der Nebel, der uns in Machu Picchu empfing, löste sich Gott sei Dank bald auf.
Die Tagesetappen sahen folgendermaßen aus:
1. 1.Tag: 8km, Campen auf 3000m Höhe in Wayllabamba
2. 2. Tag: 10km, über einen Pass in 4200m Höhe, schlafen auf 3600m
3. 3. Tag: 14km, über Pass auf 3900m Höhe, schlafen auf 2650m
4. 4. Tag: 6km bis Machu Picchu (Tagwache 3.40 Uhr)
Der erste Tag war ein Klacks. Wir gingen nur eine Stunde vor und zwei Stunden nach dem Mittagessen, dabei waren 5 Stunden angegeben. Mittags mussten wir lange auf unsere Träger warten, bis es endlich Lunch (Suppe, Spagetti) gab. Dabei stellte sich heraus, dass Stangen des Kochzeltes fehlten, aber zum Glück war schönes Wetter und bis zum nächsten Tag hatten sie aus Bambusstöcken Ersatzteile gezaubert.
Das Essen war jeden Tag sehr gut und ausgiebig.Die reichhaltigen Suppen taten besonders bei der abendlichen Kälte gut. Um 17 Uhr war Tea-Time mit frischem Pop-Corn und Keksen und eine Stunde später Abendessen. Danach wurden wir immer recht schnell in die Zelte geschickt, sodass zwischen 19 und 20 Uhr Bettruhe herrschte. Aber wir waren eh müde genug und wurden um 5.30 Uhr mit einer Tasse Coca-Tee wieder geweckt. Das Zähneputzen mit Quellwasser inmitten der Bergwelt war recht erfrischend, auf weitere Körperhygiene wurde meist auf Grund der Kälte und mangelnder Sanitäreinrichtungen verzichtet.
Die beiden folgenden Tage waren die härtesten. Am 2. Tag kletterten wir tausende hohe, steile Stufen auf 4200m hinauf, dabei wurde mir schon manchmal die Luft knapp und ich schaffte nur mehr 2 Schritte pro Atemzug. Da waren mir die zwei Kilimandscharo-Erfahrenen schon ca. 20 Minuten voraus. Oben war es sehr kalt und wir hielten uns nicht zu lange auf. Danach ging es ebenso steile Stufen wieder bergab ins nächste Tal, wo wir bereits um 12 Uhr im Camp Paqaymayu eintrafen. Wir hatten die 7-Stunden-Etappe wieder in 5 Stunden, 15 Minuten geschafft. Noch erhitzt vom Gehen und bei einigermaßen erträglichen Außentemperaturen wagten wir eine Dusche mit Gebirgswasser, knapp über dem Gefrierpunkt.
Die Nacht war trotz Regens nicht so kalt wie befürchtet, denn mein gemieteter Daunenschlafsack und die 4 Lagen Kleidung wärmten mich bestens.
Auch am 3. Tag wechselte Sonnenschein ständig mit Wolken, doch beim Gehen wurde uns ohnehin warm. Wir stiegen wieder steil bergauf zum Kurakay-Pass (3900m) und besichtigten am Weg einige Inka-Ruinen. Nach insgesamt 3,5h war Lunchtime und am Nachmittag marschierten wir nochmals 4 Stunden inkl. Besichtigungspausen. Ein weiterer Pass von 3650m war zu überqueren, von dort konnten wir den ersten Blick auf Maccu Picchu Mountain werfen. Weite Teile des Weges ging ich an diesem Tag ganz alleine mit mir und der Natur und das waren die schönsten Stücke. Die Landschaft wandelte sich und es begann die Vegetation des Nebelwaldes. Durch 2 Tunnels und über die Terrassen von Intipata ging es zum Camp Winaywayna, welches wir gegen 16.30 Uhr erreichten.
Am 4. Tag wurden wir schon um 3.40 Uhr geweckt, weil die Träger den 5.20 Uhr-Zug erreichen mussten. Sonst hätten sie bis zum Abend keinen mehr. Für uns hieß das, eine Stunde im Dunkeln und in der Kälte stehen und auf die Öffnung des Checkpoints um 5.30 Uhr warten. Warum da kein besseres Timing möglich ist, weiß keiner. Bis dahin legte sich dichter Nebel ins Tal und als sie endlich öffneten, begann ein Wettlauf der Gruppen im Gänsemarsch bis zum Sonnentor (nicht lustig!), das wir nach einer Stunde erreichten und genau nichts sahen als eine dichte weiße Nebelwand. Wir verließen diesen überlaufenen Platz schnell und erreichten nach einer halben Stunde Machu Picchu, noch immer im Nebel.
Gott sei Dank löste sich der Nebel dann aber bald auf und eröffnete uns atemberaubende Blicke auf diese in die Berge gebettete heilige Stätte der Inkas. Machu Picchu ist die einzige Inka-Stadt, die von den Spaniern nie entdeckt und daher auch nicht zerstört wurde. Man sieht Tempelreste, Wohnanlagen, ein Observatorium und auch landwirtschaftliche Flächen. Bei einer Führung haben wir viel über die Stadt und die Kultur der Inkas erfahren, dann konnten wir den Rest des Tages allein alles erkunden.
Ich wanderte mit zwei Jungs von unserer Gruppe noch einmal zum Sonnentor hinauf, um den Blick auf Machu Picchu bei klarem Wetter und ohne Massenansturm zu genießen. Am Abend brachte mich der Machu Picchu-Sonderzug im Schneckentempo (4 Stunden für 90km, und das mit nur einem kurzen Stopp!) wieder zurück bis fast nach Cusco. Für den letzten Teil hatte ich ein Taxi.
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